- Auftraggeber
Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen vertreten durch Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
- Jahr
2025
- Partner
AV1 Architekten GmbH
- Verfahren
Offener zweiphasiger Planungswettbewerb
Zukunftszentrum Halle (Saale)
2025, 3. Preis
- Projektdaten
- Auftraggeber
Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen vertreten durch Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
- Jahr
2025
- Partner
AV1 Architekten GmbH
- Verfahren
Offener zweiphasiger Planungswettbewerb
- Auftraggeber
Die Zukunft der europäischen Stadt liegt in der Fähigkeit zur verantwortungsbewussten Transformation unserer Umwelt und Lebensräume, die ökologisch, nachhaltig und klimaneutral erbaut und unterhalten werden und dabei dem Paradigmenwechsel der Mobilität Rechnung tragen und die im Einklang und im Austausch mit den Interessen der Bevölkerung sowie der zukünftigen Nutzer und Besucher entwickelt werden.
Das Zukunftszentrum in Halle stellt dabei einen herausragenden und beispielhaften Ansatz für die baupolitischen Ziele des Bundes hinsichtlich Klimaschutz, Klimaanpassung und Mobilitätswende von internationalem Rang dar. Diesem Anspruch folgend entsteht in unmittelbarer Nähe zum Riebeckplatz und Hauptbahnhof ein weithin sichtbarer trichterförmiger Solitärbaukörper inmitten einer multikodierten Parklandschaft, der durch seine selbstbewusste Positionierung und Volumetrie die 3 Säulen des Zukunftszentrums verkörpern wird: Forschung, Kultur und Dialog.
Zu Gunsten einer möglichst großen Parkanlage, die den Auftakt zum Stadteingang Ost darstellt, wurde ein Punktbaukörper entwickelt, der den kleinstmöglichen Fußabdruck aufweist. Der Kreis als Symbol der Einheit ist nicht nur in übertragenem Sinne identitätsstiftend, sondern das städtebauliche Zentrum des neuen Stadtraums. Durch die gewählte Form erhält das Gebäude eine „demokratische“ Fassade, welche zu allen Seiten hin gleichwertig ausstrahlt.
Diese Strahlkraft impliziert die Fähigkeit, das Gebäude mitsamt seinem umgebenden Freiraum zu einem repräsentativen „dritten Ort“ unserer Gesellschaft werden zu lassen, der am Gemeinwohl orientiertes Erklären, Verstehen und Handeln im Sinne eines offenen Gemein- und Bildungswesens zulässt.
Durch den Rückbau der überdimensionierten Verkehrsanlagen rund um den Riebeckplatz kann sich so in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum ein demokratisches Zukunftsquartier etablieren, das sich selbstbewusst in das bestehende Stadtgefüge integriert und den Stadteingang ‚Ost‘ markiert. Eine städtebauliche Freiraumachse, die sich vom Zukunftszentrum über den bestehenden Stadtpark bis zur Altstadt und darüber hinaus bis zum Stadteingang West entwickelt bildet dabei das übergeordnete Leitbild.
FREIRAUMPLANERISCHES LEITBILD
Durch die flächen- und ressourcenschonende Setzung des Baukörpers vermag die zu Verfügung stehende Fläche aus bundeseigenem und kommunalem Grundstück zu einer integrativen Parklandschaft zusammenschmelzen. Ein konturgebender Gehölzsaum aus über 500 neugepflanzten Bäumen unterschiedlichster Art, Gattung und Sorte fügt sich zu einem zukunftsweisenden Arboretum zusammen. Der umlaufende Erschließungsloop von ca. 600m Länge dient dabei als lineares Verbindungs- und Verteilungselement welches nach innen und außen fuß- und radläufige Anschlüsse gewährleistet.
Inmitten dieser vorgeformten Lichtung entwickelt sich die topographisch bewegte Parklandschaft mit Höhen und Senken, die sich aus dem Zusammenspiel von Auf- und Abtrag zusammensetzen. Die Muldenlandschaft umgibt den Baukörper und die innere Grünfläche und unterstützt das wassersensible Leitbild zur blau-grünen Infrastruktur. Ein organisch geformtes Erschließungssystem bietet vielfältige Nutzungsmöglichkeiten aus den Themenbereichen Spiel, Sport, Kultur und Bildung.
FREIRAUM
Die neu geschaffene biodiverse Parklandschaft kennzeichnet sich dadurch, dass sie sowohl als Naherholungs- und Freizeitraum als auch für die kulturelle Bespielbarkeit durch das Zukunftszentrum allen Nutzer*innen 24/7 zur Verfügung steht. Die kreisrunden platzartigen Aufweitungen werden thematisch mit unterschiedlichen Nutzungen wie beispielweise die ‚Mini-Sport-Arena‘, dem ‚Wissen-Schafft-Garten‘, einem Veranstaltungsraum namens ‚Kult-Bühne‘ oder einem ‚interkulturellen Garten‘ besetzt. Der Marktplatz der Transformation auf der Westseite des Neubaus steht diesbezüglich als Freiraum-Entrée zum Haupteingang des Zukunftszentrums, und kann dafür zu unterschiedlichen Anlässen bespielt werden.
Die motorisierte Andienung für Busse (3 Stellplätze an drop-off-Zone), mobilitätseingeschränkte Personen (9 barrierefreie Stellplätze zzgl. Nebeneingang), sowie der Versorgungslogistik wird über die Volkmannstraße auf der Ostseite abgewickelt (Zu- und Abfahrt UG).
Eine fußläufige Erschließung des Riebeckplatzes wird als Unterführung im Südlichen Bereich des Parkes angeboten. Auch das neu entstehende Parkhaus im Norden wird über einen fuss- und radläufigen bypass an die den Grünraum und das Zentrum angeschlossen.
Die beiden Brückenbauwerke der ehemaligen B6 werden zu begrünten Fuss- und Radbrücken umfunktioniert. Eingelassene Pflanztröge für baumartige Gehölzpflanzungen sowie eine schattenspendende Pergolakonstruktion mit Kletterpflanzen tragen zum Aufenthalts- und Nutzungswert der Verkehrsbauwerke bei. Die westliche Brücke ist für den fussläufigen Verkehr vorgesehen und wird an das neue Zukunftszentrum angeboten. Zwei zusätzliche Vertikalverbindungen mit Treppenturm und Fahrstuhl sorgen für die Anbindung zum Park. Die östliche Brücke wird als Fahrradverbindung mit direktem Anschluss auf die Parkebene vorgesehen.
BÄUME FÜR DIE BIODIVERSITÄT! - DAS ZUKUNFTSARBORETUM
Neben dem vollständigen Baumerhalt auf dem Grundstück, was auch durch Großbaumverpflanzungen innerhalb des Baufeldes gewährleistet wird, fügen sich einzelne Gehölzarten-Cluster zu einem großen Baumkontinuum zusammen. So werden auf dem Gesamtgrundstück insgesamt 546 Gehölze inklusive der Dachbegrünung einen wesentlichen Beitrag zum Charakter des Parkensembles beitragen.
ENTSIEGELN - RECYCELN - WIEDEREINBAUEN!
Unter diesem Motto werden die Prinzipien des Urban minings herangezogen, sodass alle rückzubauenden Verkehrsflächen abgebrochen, mit einer Brecheranlage auf Sieblinie zerkleinert und zum Wiedereinbau des Ober- und Unterbaus für die zukünftigen befestigten Flächen aufbereitet werden. Dabei ist es essentiell, dass in der Flächenbilanz nach dem Endstufenausbau eine positive Entsieglungsbilanz von min. 3.000 m² vorzuweisen ist.
JEDER m³ ERDE BLEIBT AUF DEM GRUNDSTÜCK!
Durch ein intelligentes Erdmassenmanagement gelingt es die notwendigen Erdaushübe der Freianlagen vollständig auf dem Grundstück zu belassen und zu einer modellierten Parklandschaft zu formen. Erhebungen und Mulden bilden dabei ein spannendes topographische Zusammenspiel.
KEIN TROPFEN WASSER VERLÄSST DAS GRUNDSTÜCK!
Über das angedachte Regenwassermanagement wird der Ehrgeiz entwickelt die kommunale Infrastruktur möglichst nicht in Anspruch zu nehmen. Über 1.100 m³ Wasserrückhaltekapazität werden in Form von Retentionsdächern, Retentionsmulden, Rigolen- und Zisternenanlagen sowie Verdunstungsflächen geschaffen. Nur für absolute Starkregenereignisse wird ein Notüberlauf an die vorhandene Kanalisation vorgesehen.