Fabrikplatz Wallerfangen

  • Auslober

    Gemeinde Wallerfangen

  • Standort

    Wallerfangen

  • Verfahren

    Mehrfachbeauftragung

  • Jahr

    2018

  • Ergebnis

    1. Rang

Fabrikplatz Wallerfangen

2018, 1. Rang

  • Projektdaten
    • Auslober

      Gemeinde Wallerfangen

    • Standort

      Wallerfangen

    • Verfahren

      Mehrfachbeauftragung

    • Jahr

      2018

    • Ergebnis

      1. Rang

Erinnerung und Aufbruch

Der Fabrikplatz ist zentraler Freiraum für den Ort Wallerfangen. Mit Sitz des Rathauses kommt ihm eine große Bedeutung für die Gesamtgemeinde als repräsentativer Identifikationsort zu. Seine Geschichte ist eng verknüpft mit der des Weltunternehmens Villeroy & Boch, das hier mit der Steingutfabrik seine frühen Anfänge nahm. Entlang der Hauptstraße reihen sich unmittelbar angrenzend oder in nächster Reichweite repräsentative Familiensitze der Gründerfamilien oder bedeutende Orte, die Zeugnis ihres Wirkens sind, auf. Sie sind ortsbildprägend und geben dem Ort seine unverwechselbare Identität. Die Fabrik selbst ist jedoch (bis auf den Magazinbau) komplett wegradiert. In das räumliche und semantische Vakuum einer frühen Industriebrache setzte Dr. Karl Hanus mit seinem prämierten Wettbewerbsentwurf (1959) ein städtebauliches Ensemble, das sich eindeutig der Moderne und damit der Zukunft des Ortes Wallerfangen verpflichtete. Die konsequente bauliche Umsetzung am Fabrikplatz in Wallerfangen sowie die Haltung im Gesamtwerk von Dr. Hanus würdigten die Konservatoren, indem sie das Ensemble Fabrikplatz wie auch andere Bauten von Hanus unter Denkmalschutz stellten. Eine Ortskernsanierung, die ihre Finanzierung aus dem Förderprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ rekrutiert, muss an diesem Ort das Bekenntnis zur Moderne weiterverfolgen und somit das Denkmal weiter in die Zukunft führen.

Mit unserem Konzept für die Neugestaltung des Fabrikplatzes verfolgen wir das Ziel, das Denkmal unter Bezugnahme auf den ursprünglichen Wettbewerbsentwurf zu bestärken und damit den zentralen Ort Wallerfangen mit seinem Alleinstellungsmerkmal Fabrikplatz gegenüber den Umlandgemeinden auszudifferenzieren und ihn und vielmehr noch die Odien, die um die Fabrik entstanden sind, als einen Leuchtturm der Industriegeschichte in der Region zu etablieren. Der Fabrikplatz ohne Fabrik steht darin mit seinem Architekturensemble der frühen Sechziger-Jahre für den Aufbruch der Region in der Nachkriegszeit.

Gesamtlageplan 1000

Raumbildende Maßnahmen

Gemäß dem Wettbewerbsentwurf werden am unteren Fabrikplatz entlang der Hauptstraße neue Bauvolumina platziert, wodurch sich die Weite des Platzes zu einer begreifbaren Raumdimension reduziert. Ein Neubau für repräsentative Veranstaltungsräume, Eiscafé und Touristeninfo und eine erhabene Baumterrasse umklammern den terrassierten zentralen Freiraum. Durch eine herabgesetzte Staffelung der Rasenterrassen und Wegnahme überalteter Vegetationsstrukturen rückt das Rathaus deutlich in den Prospekt der Hauptstraße. Der untere befestigte Platz mit Brunnenanlage bleibt Multifunktionsfläche. Er wird durch Marktgeschehen, Veranstaltungen und Außengastronomie belebt. Die Rasenterrassen werden durch lineare Mäucherchen in Sitzhöhe (Sitzstufen) gestaffelt. Seitliche Rampen und Freitreppen erschließen die Rasenterrassen und auch den Aufstieg zum Rathaus barrierearm.

Die seitliche Platzfläche zwischen Villeroy- und Hospitalstraße schiebt sich wie ein Keil vor bis an den neuen Kreisel. Hier an der vordersten Spitze soll eine Großplastik, z.B. eine überdimensioniert große Nachbildung einer Vase aus der Produktion der Steingutfabrik den Geist des Ortes wachrufen. Die Villeroystraße wird als die Wegeverbindung „neben der Fabrik“ mit einer Reihe kleinkroniger blühender Bäume der Art Amelanchier arborea ‚Robin Hill‘ betont. Der achsiale Bezug zum Außentor des Schwarzen Schlosses wird hervorgehoben, ebenso wie die Querachse vom Rathaus zum Portal des Fabvier-Schlösschens, heute Haus Christophorus. Das „Magazin“ wäre ein Magnet und Alleinstellungsmerkmal in der Region. Anstelle des zugepflasterten Parkplatzbereichs unmittelbar vor dem Gebäude könnte eine Fläche mit Außengastronomie im Charakter eines Biergartens entstehen.

Unter Einbeziehung privater Vorflächen wird der Straßenfreiraum der Hauptstraße neu geordnet. Fahrbahnbreiten werden auf das notwendige Maß von 6,5 m reduziert. Insbesondere im nördlichen Abschnitt, von der Einmündung Sonnenstraße vorbei am Fabrikplatz bis auf Höhe des Mühlenbaches, wird durch Mitwirkung und Gestattung privater Eigentümer die einmalige Chance ergriffen, die Straßenräume seitlich der Fahrbahn gemeinsam neu zu gestalten und somit die individuelle Kleinteiligkeit zu Gunsten einer gemeinsamen Großzügigkeit zu überwinden. Hier können Flächen für Außengastronomie und nicht kommerziell genutzte Freiräume geschaffen werden.

      Materialität

      Die Fahrbahnflächen der Hauptstraße werden in Asphalt anthrazit ausgebaut. An den Eingangstoren zum Ortskern und im direkten Umfeld des Fabrikplatzes wird ein durch Zuschlagstoffe und Pigmente aufgehellter Asphalt verwendet. Die Parkplätze werden mit versickerungsfreundlichem Rasenfugenpflaster in Kombination mit aufgehelltem Asphalt für die Fahrbahnen ausgestattet.

      Unter Bezugnahme auf die historischen Keramikbeläge (vermutlich Mettlacher Produktion) werden die Bürgersteigflächen an der Hauptstraße mit einem veredelten Betonpflasterstein im Sonderformat ausgebaut. Weitere Bürgersteigflächen und Gehwege werden in einem Standardbetonpflaster hergestellt. Die Farbigkeit aller Oberflächenmaterialien tendiert zu hellgrau – beige, so auch die ungebundene Decke im Bereich des Baumhains und in sonstigen Baumscheiben.