- Auftraggeber
Landeshauptstadt Saarbrücken
- Standort
Saarbrücken
- Partner
Wandel Lorch Götze Wach Architekten
- Partner
Rogmann Ingenieure GmbH
- Partner
Tobias Link Lichtplanung
- Partner
TRAMP Lux Verkehrsplanung
- Jahr
2023
- Verfahren
Realisierungswettbewerb
Denkmalgerechte Sanierung und städtebaulichen Aufwertung der „Alten Brücke“ in Saarbrücken
2023, 2. Preis
- Projektdaten
- Auftraggeber
Landeshauptstadt Saarbrücken
- Standort
Saarbrücken
- Partner
Wandel Lorch Götze Wach Architekten
- Partner
Rogmann Ingenieure GmbH
- Partner
Tobias Link Lichtplanung
- Partner
TRAMP Lux Verkehrsplanung
- Jahr
2023
- Verfahren
Realisierungswettbewerb
- Auftraggeber
Die Alte Brücke verbindet in nahezu ursprünglicher Dimension über den Schlosskirchplatz und „die Bleiche“ die Stadtteilzentren von Alt Saarbrücken und St. Johann. Durch ihre stadträumlich Lage zwischen Schlossfelsen und St. Johanner Ufer, ihre wechsel-volle Morphologie in der Historie und den Fakt, dass sie namensgebend für die Landeshauptstadt ist, hat sie eine Bedeutung im Range der Augustusbrücke in Dresden, der Neckarbrücke in Heidelberg oder der Alten Brücke in Regensburg. Der Tbilisser Platz rückt weg von der Brückenachse, wird in seiner durch die NS-Ideologie begründeten Größe beschnitten und auf die dem Gebäude des Staatstheaters angemessene Raumdimension ausgebaut. Die neue Brücke hebt sich in Konstruktion und Materi-alität deutlich ab, spannt aber - in der Fernwirkung wahrnehmbar - einen durchgehenden Bogen vom Schlossfelsen zum Stadtgraben.
Alte Brücke
Die Ertüchtigung des Bestandes wird analog zur Wettbewerbsunterlage mittels Stahlbetonmassivplatte auf einer Pfahlgründung realisiert. Der Bestand der Alten Brücke erhält anstelle des bestehenden Geländers eine massive Steinbrüstung analog zum Sten-gel´schen Vorbild, während die neue Brücke sich in Materialität und Konstruktion zur Kenntlichmachung der Zeitschicht deutlich abhebt. Die historischen Eisbrecher werden bis zur Fahrbahn „hochgezogen“, sodass auf deren Oberflächen Kanzeln an den Pfei-lern ausgebildet werden. Auf der Sankt Johanner Seite werden die ersten 3 Bögen in der Ansicht aus Sandstein optisch sichtbar gemacht („herausgestellt“), damit die historische Dimension der Alten Brücke erkannt werden kann.
Brückenschlag
Das Erfordernis, auf dem Altsaarbrücker Ufer einen Treppenabgang mit barrierefreiem Aufzug für die Alte Brücke auszubilden, wurde genutzt, um eine Abtrennung zwischen Autobahn und Grünstreifen zu schaffen. Dadurch verbreitert man den für Fußgän-ger nutzbaren Durchgang zwischen der Saar und dem Abgang. Die Alte Brücke wird bis zu diesem Abgang verlängert und das Feld zwischen dem Abgang und der F.-J.-Röder-Straße als Stahlhohlkastentrogbrücke ausgebildet. Die konstruktive Ausbildung des Abgangs erfolgt möglichst schlank, damit der Hochwasserdurchflussquerschnitt der Saar gegenüber dem Brückenbestand nicht eingeschränkt wird. In unserem Entwurf wird der Uferpfeiler wieder auf eine Breite von 3,40 m zurückgebaut und um den neuen Abgang ergänzt (B 2,60 m). Insofern vergrößert sich der Hochwasserdurchflussquerschnitt um 1,55m. Die Brückenverlängerung der Alten Brücke bis zum Abgang hat eine Stützweite von ca. 9,25 m. Die Verlängerung wird als schlaff bewehrte Betonplatte (D 60 cm) ausgebildet.
Der Ersatz für den Notsteg wird mit einem Überbau als Stahlhohlkastentrogbrücke geplant. Er hat eine Spannweite von ca. 32 m. Die seitlichen Hohlkästen haben eine Breite von 40 cm und eine statische Höhe von 2,0 m. Sie ragen 1,3 m über die Fahrbahn hinaus. Sie dienen gleichzeitig als Absturzsicherung. Alte und neue Brücke haben eine Gehbreite von 7,0 m. Die neue Brücke ist in ihrer Außenansicht mit ihrer stählernen Materialität sichtbar. Die innere Brüstung ist mineralisch analog zur Alten Brücke beklei-det. Der Treppenabgang und auch das neu herzustellende Auflager an der F.-J.-Röder-Straße werden auf Bohrpfählen gegründet.
An dem Auflager im Bereich der F.-J.-Röder-Straße ist ein Kragarm an der bestehenden Stützwand ausgebildet, auf dem der Gehweg verläuft. Die eigentliche Gründung muss dahinter, also im Straßenbereich erfolgen. Ein Überbau, der bis dahin reicht, würde den Fußweg an der F.-J.-Röder-Straße einschränken.
Um dies zu verhindern erhält die vorgesehene Pfahlkopfplatte eine Auskragung, dadurch wird die Stützweite des neuen Stegs verringert. Die Auskragung erfolgt oberhalb des Lichtraumprofils der Autobahn und des Hochwasserquerschnitts. Dadurch kann der Kreuzungsbereich von Stahlhauptträgern und Gehweggeländer ohne Einschränkung des Gehwegs ausgebildet werden.
Sowohl die Brückenverlängerung wie auch der Stahlüberbau liegen auf Verformungslagern auf dem Pfeiler mit dem Treppenab-gang auf. Zwischen den beiden Überbauten wird eine wasserdichte Fahrbahnübergangskonstruktion ausgebildet. In der Gradiente liegt ein Tiefpunkt im Bereich des neuen Pfeilers, sodass dort Straßenabläufe im Bereich der Brückenverlängerung angeordnet werden können. Die Abläufe werden über Fallrohre und Stichleitungen in die Saar direkt entwässert. Vorhandene Einleitstellen können genutzt werden.
Schlosskirchplatz und Übergang Franz-Josef-Röder-Straße
Der Schlosskirchplatz, in seiner historischen Bebauung auch „Metzgerinsel“ genannt, wird weitgehend autofrei, Restverkehre fließen über die Randbereiche ab. Der Platz wird zukünftig als Baustein der klimaresilienten Stadt durch schattenspendende Bäume begrünt und in der Binnenfläche entsiegelt. Die Bäume stehen in pflegeextensiven Rasenfeldern, die Laufflächen sind mit einer ungebundenen Decke versehen. Passive Wasserspeicher nehmen nach dem Prinzip der Schwammstadt das Niederschlags-wasser auf und geben es verzögert an die alten und neuen Bäume ab. Die nördliche Platzecke wird auf das Niveau der Franz-Josef-Röder-Straße angehoben. Gegenüber dem Gebäude Nr. 11 erhebt sich demzufolge eine mit Sandstein verblendete Stützwand, zunächst brüstungshoch, dann auf ca. 2,5 m ansteigend. Somit wird der Platz als weitgehend ebene Fläche wahrgenommen. Sitz-bänke unter den Bäumen laden ein, die neuen Qualitäten des für die Fußgänger gewonnenen Stadtraumes zu genießen. Große Liegen orientieren sich zum St. Johanner Ufer, während im Binnenraum eine neue Brunnenplastik kühlende Wirkung und ge-räuschfilterndes Wasserplätschern erzeugt. Der neue Grünraum ist auch Versammlungsplatz für Besuchergruppen, die an den nahen Busparkplätzen in der F.-J.-Röder-Straße ankommen.
Die F.-J.-Röder-Straße bleibt in ihrer Funktion als Hochwasserumfahrt erhalten, sie wird jedoch auf einer Länge von jeweils ca. 50 m ab Brückenachse in beide Richtungen in ihrem Erscheinungsbild verändert. Parken wird in diesen Teilflächen nicht mehr möglich sein, vielmehr erscheinen die Bürgersteigflächen bis auf die mittigen 2 Fahrspuren verbreitert. Sie können im seltenen Bedarfsfall überfahren werden, sind in der entsprechend robusten Bauweise ausgebaut. Verwendete Materialien, Farbigkeit und Ausstat-tungsstandards spiegeln sich über die Alte Brücke hinweg in den Flächen Am Stadtgraben.
„Bleiche“, Tbilisser Platz und Übergang Am Stadtgraben
In Anlehnung an die historische Bleiche am St. Johanner Ufer fügt sich zwischen Brückenbauwerk und Tbilisser Platz eine grüne Fuge, die es ermöglicht, die verschütteten Pfeiler und Bögen der Alten Brücke durch restauratorische Arbeit andeutungsweise sichtbar zu machen. Der Zugang vom Stadtzentrum St. Johann zur Saar wird durch eine neue Raumqualität, die doch die alte ist, erlebbar und bespielbar gemacht. Im Rhythmus der Brückenpfeiler zeichnen Sitzstufen (30 cm Betonstufe + 15 cm Sitzauflage) wie Höhenlinien den Geländeverlauf in den Wiesenflächen der „Bleiche“ nach. Kleine Baumgruppen erzeugen schattige Sitzplätze, die sich wie Ränge zur Saar hin orientieren. Unter großen Bestandsbäumen ist eine Bühnenfläche in den Rasen eingelassen. So wird spontanen kulturellen Events Raum geboten. Eine biergartenähnliche Popup-Gastronomie könnte sich in den offenen Brü-ckenbögen etablieren. Sie würde im Hochwasserfall beräumt. Eine neue Stützmauer begrenzt den oberen Platz. An ihrem Fuß verbindet ein als barrierearme Rampe ausgebildeter Weg Leinpfad und Brückenkopf, stellt somit die gewünschte Radwegverbin-dung her und ermöglicht die erleichterte Mobilität im Sinne der Inklusion.
Die stadtklimarelevanten Funktionen ähneln denen am Schlosskirchplatz. Die grüne Fuge der „Bleiche“ steht im Kontrast zum befestigten Tbilisser Platz, der trotz reduzierter Fläche weiterhin als multifunktionaler Veranstaltungsort dient. Der Tbilisser Platz wird in seiner neuen Dimension auf die Raumwirkung des Theaterbaus und seiner Fassade zugeschnitten. Die Baumreihen werden an zwei Platzseiten ergänzt und die Flächen unter den Bäumen werden als nachhaltige Baumsanierungs-maßnahme und zur Reduzierung von Hitzehotspots entsiegelt. Die gepflasterte Binnenfläche wird von einer bordsteinhohen Auf-kantung umgeben. So wird das Befahren der Baumscheiben unterbunden und die Aufkantung dient als wasserführende Kante für das Niederschlagswasser, welches auch hier über passive Speicher für die Baumbewässerung vorgehalten wird. In den Randzonen vor der Aufkantung kann das Niederschlagswasser oder auch Wasser aus Hydranten die Bodenfläche stunden- oder halbtageweise benetzen und so in Extremsituationen der Überhitzung entgegenwirken. Die Belieferung für Veranstaltungen z.B. mit einem Tief-lader kann über die Rückseite des Theaterbaus erfolgen.
Fußgänger- und Fahrradgerechte Stadt
Der Ausbau zur autogerechten Stadt hat die Stadtteile Altsaarbrücken und Sankt Johann voneinander getrennt. F.-J.-Röder-Straße, Stadtautobahn und Straße Am Stadtgraben, allesamt vierspurig ausgebaut, legen sich als physische und gefühlte Barrieren vor Saar und Schlossfelsen. Insbesondere der fußläufige und der Radverkehr erlangen durch den vorgeschlagenen Ausbau eine deut-liche Aufwertung. Zentrales Element der vernetzten Fuß- und Fernradwege ist die neue Brücke mit Ihren angehängten Auf- und Abstiegsmöglichkeiten, im Zusammenspiel mit der nur 200 m entfernten Wilhelm-Heinrich-Brücke beidseitig der Saar barriere-frei! Deutlich verbessert auch die Radwegverbindung vom Leinpfad zum Sankt Johanner Stadttor über die barrierearme Rampe, umgekehrt wahrnehmbar als der großzügige neue Zugang zum Saarufer. Die Radfahrer werden durch Beschilderung angehalten, auf der Brücke sowie in den Kreuzungsbereichen F.-J.-Röder-Straße und Am Stadtgraben langsam zu fahren. Für KFZ gilt in den aufgeweiteten Querungsbereichen Tempo 10 (Schritttempo). In einem Testlauf soll überprüft werden, ob hier auf die Lichtsignal-anlagen verzichtet werden kann. Kurzzeitparken ist in dieser Zone nur in begrenzten Zeiträumen für Lieferfahrzeuge erlaubt.